Einleitung
Ja, ich habe der Deutschen Bahn wieder eine Chance gegeben. Vielleicht hattet ihr die Schilderung meiner Erlebnisse während des ersten Corona Lockdowns auf Twitter mitbekommen. Ansonsten noch einmal in Kürze:
Ich hatte zu dem Zeitpunkt seit vielen Jahren eine Bahncard und damit einige Fahrten mit dem ICE geplant und schon gekauft. Der Corona Lockdown kam, alle Veranstaltungen, Messen und Konzerte wurden abgesagt. Alle meine bereits getätigten Buchungen musste ich stornieren: Tickets, Hotels, Flugtickets und eben auch die Bahntickets. Für viele Firmen war Corona und die plötzlichen massenhaften Stornierungen eine besondere Situation mit der niemand gerechnet hatte. Es waren alle sehr kulant und die Rückabwicklung ging sehr schnell.
Es gab bei *allen* entweder den gezahlten Betrag sofort zurück, oder wenigstens einen Gutschein in der vollen Höhe.
Außer bei der Deutschen Bahn, die zum damaligen Zeitpunkt mit einer großen Summe vom Staat (uns Steuerzahlern) unterstützt wurden. Zunächst hatte ich das Online Formular verwendet, um meine gebuchten Fahrten zu stornieren und den Betrag zurück zu erhalten, oder wenigsten einen Gutschein. Nachdem das erfolglos war, rief ich mehrmals bei der Hotline an, bis ich endlich mit jemandem sprechen konnte. Alles erfolglos…und für mich der Grund meine Bahncard zu kündigen.
Eine neue Chance für die Deutsche Bahn
Während den Corona Lockdowns und den eingeschränkten Dienstreisen hatte die Bahn viel Zeit um Defizite aufzuarbeiten. Dass es einige Probleme insbesondere mit der Pünktlichkeit gab, konnte man schon in dem
CCC Beitrag „Bahn Mining“ von 2019 sehen. Da hat doch die Bahn bestimmt etwas daraus gelernt und die Zeit ohne viele Fahrten und Fahrgäste genutzt, um Probleme in den Griff zu bekommen….oder?
Die
aktuelle Bahn Werbung von 2022 zeigt uns die Idealvorstellung, wie man nach Corona die Bahn wieder nutzen soll, wegen ihrer Vorteile. Das macht doch schon mal Mut. Und das Jubiläums Bahncard Angebot und die anstehenden Fahrten haben mich überzeugt, der Bahn wieder eine Chance zu geben.
Im Mai hatte ich insgesamt 6 Fahrten mit dem ICE, 2 davon geschäftlich, 4 habe ich privat gebucht.
Stuttgart – Frankfurt am 10.05.2022 | ICE
Meine erste Fahrt hat erstaunlich gut geklappt. Sitzplatzreservierung hat geklappt, Wagenreihung hat gestimmt und es gab nur eine leichte Verspätung von etwa 10 Minuten. Ich habe mich in eine trügerischen Sicherheit befunden, denn schon bei der Rückfahrt sollte es ganz dicke kommen.
Frankfurt – Stuttgart am 12.05.2022 | ICE #579 (Rückfahrt: 17:06 – 18:38)
Der Zug kam schon mit Verspätung in Frankfurt an, aber das kann er ja noch aufholen (naive Vorstellung 😉 ) Irgendwas hat in diesem völlig überfüllten Zug trotzdem nicht gestimmt, denn allein in unserem Waggon gab es einige Reisende, die offensichtlich die gleichen Plätze reserviert hatten. Zum Glück wurde mir mein reserviert Platz nicht streitig gemacht und so konnte ich ein bisschen was arbeiten, Bis ich bemerkte, dass wir mitten auf freier Strecke anhalten. Irgendwann fuhr er wieder ein paar km und stand wieder. Durchsage: Streckenstörung. Fazit: 2 1/2 Stunden Verspätung
Stuttgart – München am 25.05.2022 | ICE #591 (Hinfahrt: 09:14 – 11:59)
Der Zug kam mit leichter Verspätung in Stuttgart an, von meiner Fahrt am 12.05. wusste ich, dass das noch gar nix heißt. Die Bahn hatte aber eine neue Überraschung parat. Nachdem die Fahrgäste alle im Zug waren, konnten wir unsere Plätze nicht finden. Die Überraschung kam dann per Durchsage „geänderter Zugtyp – Reservierungen ungültig“ – man könnte auch sagen: wir schei**** einfach auf eure Reservierungen und euren Komfort. Alle Reservierungen waren ungültig, außer die, die in ihrem Waggon ihren Platz gefunden hatten. Ein heilloses Chaos. Aber sowas passiert ja nicht so oft, oder? (Spoiler: siehe Rückfahrt) Dass der Zug dann 35 Minuten Verspätung hatte, war dann fast das kleinere Übel.
München – Stuttgart am 25.05.2022 | ICE #590 (Rückfahrt: 17:22 – 20:45)
„geänderter Zugtyp – Reservierungen ungültig“ passiert anscheinend häufiger als man denkt. Denn bei der Rückfahrt hatten wir einen völlig anderen ICE, aber hier war es wieder genau das gleiche. Ey Bahn! Sowas kann ja passieren, aber dann weist doch den reservierten Plätzen, die nicht vorhanden oder eventuell durch die Änderung doppelt belegt sind, einfach neue Nummern zu und teilt das in der DB Navigator App mit. Oder geht das mit euren C-64 Rechnern nicht? Ihr wisst schon, dass wir in 2022 sind und solche Dinge lassen sich mit Software und etwas Intelligenz lösen. Völliges Unverständnis.
Stuttgart – Leipzig am 27.05.2022 | ICE #692 (Hinfahrt: 08:51 – 13:10)
Was für Überraschungen gibt es bei der Bahn eigentlich noch? Achja! Die „geänderte Wagenreihung„! Wenn man 1. Klasse gebucht hat und die im 1. Waggon direkt am Anfang des Zuges (gemäß Wagenreihung in der DB Navigator App) ist, ist man schon etwas überrascht, wenn sich stattdessen dort die 2. Klasse befindet. Die DB App ist dann etwa 5 Minuten nachdem! der Zug da stand aktualisiert worden. Und so musste ich vom Anfang des Zuges bis ganz ganz zum Ende des Zuges laufen, denn dort war mein Waggon. Auf meinem langen langen Weg den Bahnsteig entlang habe ich noch ein paar älteren Herrschaften geholfen, die etwas Probleme mit dem Gehen hatten und darum immer die 1. Klasse buchen, weil die Wagen ganz vorn in Stuttgart sind. Aber doch nicht mit unserer Bahn! Sie lässt euch schön laufen, denn das ist gesund. Hier habe ich auch absolutes Unverständnis, dass die App nicht rechtzeitig aktualisiert wurde. Ich saß in der DB Lounge und auch dort wurde nichts dergleichen angezeigt bevor ich zum Zug bin. Hallo Bahn! Wir sind in 2022 – solche Themen sind vermeidbar. C-64 / Software und so (siehe 25.05.)
Leipzig – Stuttgart am 28.05.2022 | ICE #597 (Rückfahrt: 10:48 – 15:08)
Der Abschluss meiner Mai Fahrten lief dann wieder ganz ok mit einer leichten Verspätung von 15 Minuten. Aber da ich schlimmeres gewohnt war (siehe vorhergehende) hatte ich größere Befürchtungen.
Aber es gibt auch etwas positives!
Ich war lange nicht mehr im Leipziger Hauptbahnhof und habe wieder festgestellt, wie schön der ist.
Es gibt viel zu entdecken, wenn man etwas Zeit zu vertreiben hat und auch das kulinarische Angebot hat mich überzeugt. Nachdem ich am 27.05.2022 im Hotel Seaside Park Hotel gegenüber vom Bahnhof eingecheckt hatte, war ich gegen 14:00 Uhr auf der Suche nach etwas vegetarischem zu Essen. Fündig geworden bin ich bei „dean & david“, die im Gegensatz zu anderen Filialen in anderen Städten, nicht nur fertiges Essen zum Mitnehmen hatten, sondern auch eine kleine Küchenzeile, in der sie frisch Essen zubereiten. Die Sitzgelegenheiten im hinteren Bereich, wo man in Ruhe Essen kann, machte es perfekt. Und es war total lecker! Ich hatte eine Veggie-Falafel Bowl.
Fazit zu den Bahnfahrten
Die Bahn hat in den vergangenen Jahren *nichts* dazu gelernt und *nichts* verbessert, außer dass die App jetzt „DB Navigator“ heißt und ein bißchen besser funktioniert, als die alte App. Aber wie meine US Kollegen so schön sagen: „You can put Lipstick on a pig, it will still be a pig“. Die Bahn hat noch echt viele Baustellen und viele davon sind Probleme, die sich rasch lösen könnten mit der richtigen Steuerung der Resourcen.
Die Bahn ist ein essentieller Bestandteil der Mobilitätsstrategie, wenn wir in Zukunft nicht vor massiven Problemen stehen wollen. Es wird Zeit, dass hier nicht nur viel investiert wird, sondern dass intelligent investiert wird. Diese 3 Schlagworte sollten in den Unternehmenskodex aufgenommen werden:
Verlässlichkeit, Kundenorientierung , Flexibilität
Sänk ju for träwelling…
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